Produzentenprofil: Zombo Coffee Partners / Leda Micromill (Uganda)
Woher dieser Kaffee kommt
Der Kaffee stammt aus der Region Zombo, im äußersten Nordwesten Ugandas, an der Grenze zum Kongo. Das Gebiet liegt in den Alur Highlands auf rund 1’500 m ü. M. – relativ hoch, aber noch bewohnbar und bewirtschaftet. Hier entstehen Kaffees, die lange niemand auf dem Radar hatte. Kein Marketing, kein Image. Einfach Bauernfamilien, die Kaffee anbauen, um zu leben. Genau da setzt Zombo Coffee Partners an.
Zombo Coffee Partners ist ein Zusammenschluss, aufgebaut von Andy, Aggrey und Phiona. Die Idee ist nicht „wir kaufen Kaffee und exportieren ihn“, sondern: Wir bauen Strukturen vor Ort auf, damit die Farmer:innen selbst Qualität herstellen, selbst verhandeln, selbst profitieren. Es geht um Beteiligung, nicht Abnahme. Es geht um Autonomie, nicht Abhängigkeit. Eine dieser Strukturen ist die Leda Micromill
Leda Micromill – was das ist
Die Leda Micromill ist eine kleine Verarbeitungsstation (Mikrostation) innerhalb des Projekts. Hier wird Kaffee nicht einfach gesammelt und gemischt, sondern selektiert, sortiert, aufbereitet und getrocknet – in kleinen Lots mit klarem Ursprung.
Das Besondere an Leda:
• Die Station arbeitet eng mit den Bäuerinnen rund um die Station.
• Das „Leda Women’s Lot“, das wir einkaufen, stammt ausschließlich von Frauen.
• Die Kirschen werden von Hand selektiert – schlechte Früchte werden konsequent aussortiert.
• Die Aufbereitung ist Natural: Die Kaffeekirschen werden ganz (ohne Waschen) getrocknet, was Zeit, Fläche und Aufmerksamkeit braucht.
Das ist harte Handarbeit. Es braucht Trockenbetten, Platz, Schattenmanagement, sauberes Wenden, Feuchtigkeitskontrolle. Das ist keine Massenproduktion. Das ist Pflege. Und genau deshalb steht auf der Tüte bei uns nicht einfach „Uganda“ – sondern „Leda Micromill / Women’s Lot“.
Warum das Projekt wichtig ist
Viele Regionen in Ostafrika haben längst ein „Specialty Coffee“-Label und sind komplett in die globale Vermarktung eingebunden. Zombo nicht. Zombo baut sich dieses Standing gerade erst auf – und zwar auf die eigene Art.
Zombo Coffee Partners arbeitet nicht nach klassischem Export-Logik („Billig einkaufen, teuer rausbringen“), sondern nach dem Prinzip: Qualität gehört denen, die sie machen.
Das bedeutet konkret:
• Die Farmer:innen sind keine anonymen Lieferanten. Sie sind Mitgestalter:innen.
• Preise orientieren sich nicht stumpf an Börsenwerten, sondern an tatsächlicher Qualität und Arbeit.
• Entscheidungen werden vor Ort getroffen – zum Beispiel, wie getrocknet wird, wie sortiert wird, wann geerntet wird.
Ein Beispiel dafür ist die Ernte 2023:
Als sich die Trockenbedingungen plötzlich verändert haben, haben die Leute vor Ort nicht gewartet, bis irgendein Importeur ein „Projekt“ startet. Sie haben einfach reagiert: neue Trockengestelle, andere Luftführung, andere Rotation beim Wenden der Kirschen. Das Ergebnis: stabilere Trocknung, saubere Fermentation, weniger Defekte.
Diese Fähigkeit, sich selbst anzupassen, ohne dafür um Erlaubnis zu fragen – das ist gelebte Eigenständigkeit. Das ist das Gegenteil von kolonialer Abhängigkeit.
Wer steht hinter dem Leda Women’s Lot
Das Leda Women’s Lot ist ein Gemeinschaftslot. Es wird nicht von einer einzigen Finca produziert, sondern von mehreren Frauen, die ihre Kirschen exklusiv über die Leda Micromill einbringen.
Ein paar Zahlen dazu:
• Produzent:innen in diesem Kontext: 109 Farmer (davon 49 Frauen)
• Varietät: hauptsächlich SL14
• Anbauhöhe: ca. 1’506 m ü. M.
• Aufbereitung: Natural
• Erntejahr: 2023
• Referenz / Lot ID: 35/379/67/UG23-LE-N
• Gekaufte Menge: 120 kg
• Anzahl Kaffeepflanzen im Projektumfeld: 43’884
Diese Zahlen sind wichtig. Denn sie zeigen zwei Dinge:
1. Das ist kein „Single Farmer“-Marketingmärchen. Es steht eine Community dahinter.
2. Es ist trotzdem rückverfolgbar. Wir wissen genau, woher dieses Lot kommt, wer daran beteiligt ist, wie es verarbeitet wurde und wie es bezahlt wurde.
Das ist Transparenz, nicht Storytelling.
Geschmack & Charakter (Sensorik)
Der Kaffee aus der Leda Micromill ist kein extrem lauter, verrückter „Look at me, I’m funky“-Natural, sondern eher klar und zugänglich.
In der Tasse:
• Aprikose (reif, leicht süß)
• Vollmilchschokolade (weich, rund)
• Schwarzer Tee (im Finish, fein, klar)
Der Körper ist mittel, die Säure ist dezent, strukturiert und freundlich. Kein Chaos, keine wilde Fermentation. Das ist ein Kaffee, den man einfach gern trinkt.
Wichtig zu sagen (und das ist ehrlich):
Das ist kein überkomplexer Cup, der 15 Aromen gleichzeitig spielt.
Das ist ein sauberer, ruhiger, gut verarbeiteter Natural mit klarer Süße und angenehmer Textur.
Und das ist genau der Punkt: Diese Klarheit kommt aus Arbeit, nicht aus Zufall.
Röstgrad bei uns: light to medium (2/5) – genug Röstaromen für Körper, aber noch offen genug, damit Frucht und Struktur bleiben. Ideal für Filter.
Zubereitungsempfehlung Filter:
• 22 g Kaffee
• 330 g Wasser
• ca. 3:00 min Gesamtzeit
Ergebnis: klare Süße, schokoladige Mitte, ruhiger schwarzer Tee im Abgang.
Das ist ein Kaffee, den du auch Leuten geben kannst, die sagen „Ich will nicht etwas Saures oder Komisches, einfach guten Kaffee.“ Genau das ist er.
Geld. Zahlen. Realität.
Wir sprechen gerne über fair. Aber fair heißt nichts ohne Zahlen.
Für dieses Lot:
• Farmgate / Farm-Preis: 4.28 € pro kg
• Unser Einkaufspreis (Import / geröstet weitergedacht): 10.26 € pro kg
Diese Offenlegung ist bewusst.
Weil Kaffee nicht einfach nur ein Lifestyle-Produkt ist.
Weil Wertschöpfung sichtbar sein muss.
Weil der Preis ein politischer Akt ist – gerade zwischen globalem Süden und globalem Norden.
Wer kauft diesen Kaffee, zahlt nicht nur für Geschmack.
Man zahlt mit dafür, dass Menschen in Zombo Zukunft gestalten können ohne immer wieder dieselben Abhängigkeiten bedienen zu müssen.
Zusammengefasst
Der Leda Women’s Lot aus Zombo, Uganda ist ein Filterkaffee aus natürlicher Aufbereitung, produziert in einer Mikromill-Struktur, getragen von Frauen, klar rückverfolgbar, sauber in der Tasse, ohne unnötiges Spektakel. Er steht für Selbstbestimmung, nicht für Charity-Narrative. Für Entwicklung auf Augenhöhe, nicht für Mitleid.
Das ist Kaffee als Fortschritt – und er schmeckt genau so.