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Specialty Coffee Washing – und warum wir etwas dagegen haben

Eine Geschichte über Etiketten, Ehrlichkeit und echten Kaffee.

Specialty Coffee Washing – und warum wir etwas dagegen haben
Eine Geschichte über Etiketten, Ehrlichkeit und echten Kaffee.
23.06.2025

Neulich stand ein Pärchen bei uns an der Theke. 
Sie waren unterwegs durch die Schweiz, kannten sich aus mit Kaffee, hatten schon vieles probiert. 
„Wir trinken nur Specialty Coffee“, sagten sie mit leuchtenden Augen. Und wir freuten uns – weil wir das auch tun. 
Aber dann kam die Frage:

„Ist das wirklich ein echter Direct Trade Kaffee?“

Eine ganz einfache, berechtigte Frage – die uns aber oft mehr sagt als tausend Worte. 
Denn was heute überall draufsteht, ist nicht immer das, was drin ist.

Der Look sitzt – aber was steckt dahinter?

Specialty Coffee ist zum Trend geworden. 
Cafés mit minimalistischer Einrichtung, weiße Tassen, viel Glas, cleane Websites, große Worte: 
„nachhaltig“, „direkt“, „fair“, „transparent“.
Doch immer wieder merken wir: Viele dieser Begriffe sind leer geworden. 
Sie klingen gut. Sie verkaufen sich gut. Aber sie sind nicht geschützt, nicht überprüft, nicht belegt.
Und das führt zu einem Phänomen, das uns wirklich stört:  
Specialty Coffee Washing – ein bisschen wie Greenwashing, nur mit Bohnen.

Was ist Specialty Coffee Washing?

Es ist das Verkaufen eines Images, das oft mit der Realität nicht mithält.

Ein Beispiel: 
Ein Röster kauft konventionellen Rohkaffee bei einem Händler, der ihn „Single Origin“ nennt  
obwohl die Bohnen aus einer Sammelstation kommen. 
Oder: Es steht „Direct Trade“ auf der Packung, aber niemand im Unternehmen hat je mit der Farm gesprochen.

Und trotzdem wird dieser Kaffee als „Specialty“ verkauft. 
Warum? Weil die Röstung stimmt. Weil’s im Cupping gerade so über 80 Punkte geht. Weil es sich gut anhört.

Aber Specialty ist für uns mehr als Geschmack. 
Es geht um Haltung. Um Herkunft. Und um Verantwortung.

Was bedeutet „echter Spezialitätenkaffee“ für uns ?

Wir bei PATAP glauben: Kaffee ist nicht nur ein Produkt – er ist eine Geschichte. 
Eine Beziehung. Eine Entscheidung.

Deshalb legen wir Wert auf:

– Rückverfolgbarkeit – wir wissen, woher der Kaffee kommt, wer ihn angebaut hat, wie er verarbeitet wurde 
– Einkauf mit Haltung – wir zahlen faire Preise, oft weit über dem Weltmarktniveau, weil  Qualität und Menschlichkeit das wert sind 
– Transparente Kommunikation – wir sagen offen, was wir zahlen, woher wir kaufen, was wir (nicht) wissen 
– Bildung & Austausch – wir cuppen, testen, lernen – ständig 
– Langfristige Partnerschaften – weil Veränderung Zeit braucht, Vertrauen auch

 Warum uns das so wichtig ist:

Weil wir es selbst erlebt haben – auf Messen, bei Gesprächen, beim direkten Austausch mit Farmer:innen. 
Da erzählen uns Produzenten, dass ihr Kaffee für X  USD gekauft wurde – und später als „Direct Trade Specialty Coffee“ für 40 CHF im Laden steht. Ohne Rückmeldung. Ohne Anerkennung.

Oder Händler sagen offen: „Das steht da halt drauf, das verkauft sich besser.“

Und jedes Mal fragen wir uns: 
Was bleibt eigentlich übrig von einer Branche, die sich selbst nicht mehr ernst nimmt?

Gerade jetzt: Hinsehen statt wegsehen

In den letzten Jahren sind die Preise im Kaffeehandel gestiegen. Klima, Logistik, Inflation, politische Unsicherheiten – all das verändert die Spielregeln.

Viele Röster:innen und Cafés stehen unter Druck. Und viele Konsument:innen merken: Kaffee wird teurer.

Aber: Höhere Preise bedeuten nicht automatisch mehr Gerechtigkeit.

Nur weil ein Kaffee teurer ist, heißt das nicht, dass mehr beim Produzenten ankommt. 
Oft steigen nur die Margen in der Mitte – während am Anfang der Kette alles beim Alten bleibt.

Deshalb ist es gerade jetzt wichtig, genau hinzuschauen:

– Was kostet der Rohkaffee? 
– Was wurde tatsächlich an die Farmer:innen gezahlt? 
– Wie wird kommuniziert – offen oder marketinglastig? 
– Ist der Preis durch Qualität begründet – oder durch Image?

Denn wenn Specialty nur zum Luxusgut wird – aber nicht fairer, nicht transparenter, nicht menschlicher – 
dann verlieren wir das, was ihn ursprünglich besonders gemacht hat.

Und genau deshalb sagen wir:

Nicht alles, was glänzt, ist Specialty. Und nicht alles, was Specialty heißt, verdient dieses Wort.

Denn in einer Branche, in der vieles zunehmend über Bildsprache, Verpackung und große Worte verkauft wird, ist es wichtig, nicht nur hinzuschauen – sondern auch hinzuhören, nachzufragen, hinzuschmecken.

Vertraue nicht allem, was du siehst:

In der heutigen Kaffeewelt ist vieles glänzend verpackt. Verpackungsdesign, Caféeinrichtung, Barista-Inszenierung – alles wirkt durchdacht, modern, professionell. Und manchmal ist es das auch. Aber all das sagt erst mal nichts über die tatsächliche Qualität eines Kaffees aus.

Wir erleben es immer wieder: glänzende grüne Bohnen, die optisch top sind, aber aus einer Ernte stammen, die zu schnell getrocknet oder zu warm gelagert wurde. Röstungen mit perfekter Farbe, aber ohne Tiefe im Geschmack. Schicke Verpackungen mit Begriffen wie „Direct Trade“ oder „Micro Lot“ – doch bei Nachfrage kommt nichts als heiße Luft. Latte Art in Perfektion.  Cafés, in denen alles stimmt – außer dem Kaffee selbst.

Gerade im Specialty-Bereich, wo viel über Wahrnehmung funktioniert, lohnt es sich, genauer hinzusehen – und hinzuschmecken. Denn nicht alles, was nach Qualität aussieht, ist auch mit Qualität gemacht.

Echte Qualität zeigt sich nicht an der Fassade. Sie zeigt sich im Geschmack. Im Aroma. In der Art, wie mit dem Produkt und den Menschen dahinter umgegangen wird.

Wer seine Sinne schult, merkt schnell: Der Unterschied liegt nicht auf der Oberfläche – sondern darunter.

Was macht Specialty wirklich „special ?

Für uns ist Specialty nicht einfach Geschmack auf High-End-Niveau. 
Es ist die Kombination aus Qualität, Wissen, Verantwortung und Beziehung.

Specialty Coffee ist für uns dann „special“, wenn:

– Er sensorisch überzeugt – durch Klarheit, Charakter, Tiefe 
– Die Aufbereitung nachvollziehbar und sauber ist 
– Bewusst eingekauft wurde – mit Kenntnis über Herkunft, Preise, Menschen 
– Der Kaffee mehr Wert schafft, nicht nur mehr Wert abschöpft 
– Dialog und Transparenz selbstverständlich sind – nicht nur fürs Marketing

Kurz gesagt: 
 
Specialty ist nicht ( nur ) die Bohne. 
Specialty ist der Weg, den sie gegangen ist.

Was du tun kannst:

Du musst kein Profi sein, um gute Entscheidungen zu treffen. 
Frag einfach:

– Woher kommt der Kaffee? 
– Wer hat ihn angebaut? 
– Wie viel wurde gezahlt? 
– Wer profitiert wirklich?

Wenn es auf diese Fragen keine Antwort gibt – ist es vielleicht kein Specialty Coffee. 
Auch wenn es so aussieht.

 Unsere Einladung:

Komm vorbei. Frag uns Löcher in den Bauch. 
Probier. Teste. Diskutiere.

Wir zeigen dir gern, wo unser Kaffee herkommt – und warum wir stolz darauf sind.

PATAP – steht für:

People first 
Authenticity
Transparency 
Artisanship 
Planet over profit

Nicht nur auf dem Papier. Sondern jeden Tag.

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