Neue Horizonte: Semillas Projekt in Uganda
Warum ein Wandel in der Kaffeeindustrie nötig ist
Die globale Kaffeeindustrie steht vor großen Herausforderungen: Klimakrise, wirtschaftliche Ungleichheit und ausbeuterische Strukturen bestimmen den Alltag vieler Kaffeebauern. Besonders in Uganda zeigt sich, wie hart die Bedingungen für Kleinbauern sind und warum neue Modelle des direkten Handels notwendig sind. Semilla hat sich dem Ziel verschrieben, Kleinbauern aus Randregionen näher an den Kern der Lieferkette zu bringen – mit Transparenz, direkter Zusammenarbeit und langfristigen Investitionen.
Eli’s Geschichte: Ein Kampf um faire Bedingungen
Anfang 2024 lernte Semilla den jungen Kaffeebauern Kabuuka Elimethidas kennen, der tief in der ugandischen Kaffeeindustrie verwurzelt ist. Aufgewachsen in der Region Mubende, baute er bereits früh Verbindungen zu Farmern auf, die hauptsächlich Canephora (Robusta) und Bananen anbauen. Seine erste Kaffeepflanze setzte er bereits mit acht Jahren – doch die Realität der Kaffeeproduktion in Uganda ist alles andere als einfach.
Der Kampf um Land und Gerechtigkeit
Die Region Mubende wird von alten, ertragsschwachen Robusta-Bäumen dominiert – ein Resultat fehlender Ressourcen. Gleichzeitig befindet sich dort die Kaweri Coffee Farm, eine 2.500 Hektar große Plantage, die der Neumann Kaffee Gruppe (NKG) gehört. 2001 übernahm NKG das Land für lediglich 350.000 USD von der Uganda Investment Authority und ließ mit militärischer Unterstützung über 400 Familien vertreiben. Trotz erdrückender Beweise gab es bis heute keine Entschädigung, und NKG weist jede Verantwortung zurück.
Von der Hoffnung zur Krise
2017 arbeitete Eli im Rwenzori-Gebirge für einen Rohkaffee-Exporteur, um Farmer zu unterstützen. Doch als das Unternehmen Insolvenz anmeldete, wurden Eli und die von ihm betreuten Bauern im Stich gelassen. Sie mussten ihre Ernte an große Exporteure verkaufen – zu fallenden Preisen, ohne Schulungen oder Investitionen. Ihre Erträge sanken, und am Ende blieben den Bauern oft nur 0,21 USD pro Kilogramm Kaffeekirschen. Um zu überleben, blieb Eli nichts anderes übrig, als Kirschen an große Unternehmen zu liefern – mit minimalem Gewinn, der gerade einmal die Transportkosten deckte.
Die Notwendigkeit eines Wandels
Als Semilla Eli im Mai 2024 traf, war die Situation unverändert. Die Bauern verkauften ihre Ernte an Zwischenhändler, ohne Wissen über Preise, Qualität oder Nachverfolgbarkeit. Die Kirschen wechselten mindestens dreimal den Besitzer, bevor sie verarbeitet wurden – die Farmer hatten keinerlei Kontrolle über ihr eigenes Produkt. Selbst mit leicht gestiegenen Preisen (die langfristig nicht garantiert sind) verdienten einige Bauern nur 65 USD pro Jahr.
Diese Realität zeigt, wie dringend ein Wandel nötig ist. Kaffeebauern müssen näher an die Lieferkette rücken – mit Wissen, Preistransparenz und Investitionsmöglichkeiten. Semilla setzt sich seit jeher für Kleinbauern ein, um ihnen Zugang zur Industrie zu verschaffen. Doch Uganda macht erneut klar, was oft vergessen wird: Diese Farmer sind nicht nur die verwundbarsten Akteure der Lieferkette – sie sind ihr Fundament.
Semillas neues Projekt: Eine Zukunft für ugandische Kleinbauern
Im Januar 2025 besuchte Semilla erneut die Gemeinden, mit denen sie bereits in Kontakt waren. Der nächste Schritt ist nun der Aufbau einer kleinen Waschstation in der Nähe von Fort Portal, einer Stadt am nördlichen Rand des Rwenzori-Gebirges – dort, wo Eli und seine Frau Immaculate leben.
Immaculate ist Agronomin und engagiert sich intensiv für die Verbesserung der Anbaumethoden in ihrer Heimatregion. Sie wird eine zentrale Rolle im Projekt spielen. Sobald die Infrastruktur steht, wird Elis Ziel es sein, eine Gemeinschaft aus engagierten Menschen zu formen, die die Kaffeekirschen direkt verarbeiten. Gemeinsam mit Semilla arbeiten sie an der Vision, den Kaffee vollständig selbst zu verarbeiten und direkt an Röstereien im Globalen Norden zu verkaufen.
Ein langer Weg, aber eine klare Vision
Natürlich bleibt der Weg dorthin herausfordernd. Die Ressourcen sind begrenzt, aber das erste Ziel ist es, noch 2025 mit regelmäßigen Kirscheinkäufen in diesen Gemeinden zu beginnen. Dabei sollen die Produzenten aktiv in das Projekt integriert werden, damit ihre Stimmen und Bedürfnisse gehört werden.
Wir hoffen, die ersten Rwenzori-Kaffees Anfang 2026 präsentieren zu können. Denn eines ist klar: Ein gerechteres Kaffeesystem beginnt mit fairen Bedingungen für diejenigen, die ihn anbauen.