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SCA – CEO Saleries

 Fairness im Kaffeehandel oder ein Selbstbedienungsladen?

Die Specialty Coffee Association (SCA) hat sich als eine der einflussreichsten Organisationen der Kaffeebranche etabliert. Sie gibt sich das Image einer Non-Profit-Organisation, die sich für Transparenz, Qualität und Gerechtigkeit entlang der gesamten Lieferkette einsetzt. Doch ein Blick hinter die Kulissen wirft kritische Fragen auf – insbesondere, wenn es um die Gehälter der Führungsebene geht. Denn während Kaffeebauern ums Überleben kämpfen, kassiert der CEO der SCA ein Gehalt, das weit über dem liegt, was in der Branche als fair gelten sollte.

311.000 USD Jahresgehalt für eine Non-Profit-Organisation?

Laut Glassdoor verdient der CEO der SCA zwischen 167.000 und 311.000 USD jährlich (Glassdoor, Specialty Coffee Association Salaries). Währenddessen kämpfen die meisten Kaffeefarmer weltweit weiterhin mit Einkommen unterhalb der Armutsgrenze. In Ländern wie Äthiopien, Honduras oder Uganda verdienen viele Produzenten weniger als 2.000 USD pro Jahr – und das oft bei harter körperlicher Arbeit, extremen Wetterbedingungen und ohne soziale Absicherung.

Die Frage, die sich unweigerlich stellt: Wie kann eine Organisation, die sich Fairness und Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreibt, solche Gehälter für ihre Führungsetage rechtfertigen?

Die SCA und ihr Transparenzproblem

Die SCA gibt sich transparent – sie veröffentlicht Jahresberichte, organisiert weltweite Events und setzt sich für Schulungen und Qualitätsstandards in der Kaffeebranche ein. Doch eine tiefere Analyse zeigt, dass die Organisation mehr als eine exklusive Lobbygruppe für bereits etablierte Marktteilnehmer fungiert.

Einige kritische Punkte:

  • Hohe Mitgliedsgebühren: Kleinere Röstereien und Produzenten müssen oft viel Geld zahlen, um Teil des Netzwerks zu sein – während große Unternehmen problemlos von den Strukturen profitieren.
  • Zertifizierungen & Schulungen: Die SCA bietet Kurse und Zertifizierungen an, die teuer sind und damit viele Farmer ausschließen, die nicht über das nötige Kapital verfügen.
  • Finanzielle Mittel: Während man von Fairness in der Kaffeeproduktion spricht, fließen hohe Summen in Administration, Konferenzen und Gehälter der Führungskräfte – statt direkt in nachhaltige Verbesserungen für Farmer.
  • Kaffee-Wettbewerbe und Meisterschaften: Die von der SCA organisierten Wettbewerbe, wie die Barista- und Brewers-Weltmeisterschaften, sind extrem kostenintensiv. Flug, Unterkunft, Equipment und Gebühren können sich nur Teilnehmer aus wohlhabenden Ländern leisten. Kaffeebauern und Baristas aus dem Globalen Süden haben oft nicht die finanziellen Mittel, um an diesen Wettbewerben teilzunehmen. Sponsoring und Fördermittel gehen zudem überwiegend in den Globalen Norden, während die Produzenten, die den Kaffee tatsächlich anbauen, kaum eine Chance haben, sich international zu präsentieren oder von diesen Events zu profitieren.

Das eigentliche Problem: Wer verdient am Kaffee wirklich?

Während sich die Aufregung oft auf die hohen Gehälter der Exekutive konzentriert, wird der eigentliche Skandal übersehen: Die ungleiche Verteilung der Kaffeewertschöpfung.

  • Die SCA, große Konzerne und Institutionen sprechen über Fairness, doch die Produzenten bleiben am unteren Ende der Lieferkette gefangen.
  • Die Preisstrukturen haben sich seit 35 Jahren nicht verändert – trotz aller Nachhaltigkeitsversprechen und Preisbooms.
  • Die Abschaffung der International Coffee Agreement (ICA) 1989 führte zur völligen Preisliberalisierung und stärkte die Marktmacht der großen Kaffeehändler und Röstkonzerne.
  • Der Kaffeepreis erreichte im Januar 2025 321 Cent pro Pfund, doch inflationsbereinigt liegt er kaum über dem Preisniveau der ICA (280–353 Cent). Die Profite sind gestiegen – aber nicht für die Farmer.

Während sich Organisationen wie die SCA auf Zertifizierungen, große Konferenzen und hochglanzpolierte Nachhaltigkeitsversprechen konzentrieren, bleibt die Realität unverändert: Multinationale Konzerne profitieren, während die Menschen, die den Kaffee tatsächlich anbauen, weiterhin in Armut leben.

Braucht die Kaffeebranche eine echte Alternative zur SCA?

Die SCA hat in den letzten Jahren bewiesen, dass sie eine starke Plattform zur Förderung von Spezialitätenkaffee ist. Doch ihre Strukturen sind undurchsichtig, ihre hohen Gehälter fragwürdig, und ihr Nutzen für die ärmsten Glieder der Lieferkette bleibt begrenzt.

Die Lösung? Eine echte, demokratische Alternative zur SCA, die sich nicht an den Interessen großer Kaffeekonzerne orientiert, sondern direkt mit den Produzenten arbeitet und echte Fairness schafft.

Solange Organisationen wie die SCA sich selbst bereichern, anstatt strukturelle Ungerechtigkeiten in der Branche ernsthaft zu bekämpfen, bleibt sie ein Symbol für eine Kaffeewelt, die sich nach außen als nachhaltig gibt – aber im Inneren noch immer nach alten, kapitalistischen Regeln spielt.

Quellen

Verfasser: Frank Uebelherr 2025

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